Montag, 13. Dezember 2010

Kreative mit wenig Kreativität

Schautag im Kulturkraftwerk 
von Anke Wendrich

Am Sonnabend konnte man schauen gehen. Ins zukünftige Kulturkraftwerk. Die Möglichkeit gibt’s selten. Also mal sehen, was sich die angehenden Nutzer einfallen lassen würden. Na und die Industriearchitektur ist ja auch nicht uninteressant.

Es war ein reges Treiben. Tatsächlich musste man anstehen, um in die Gebäude zu gelangen. Als man dann endlich drin war zeigte sich deren schlimmer Zustand. Es wird teuer werden…

Das Theater der Jungen Generation zog kein junges Publikum an. Ebenso nicht die Staatsoperette. Die älteren Dresdner waren neugierig. Und man kannte sich offensichtlich, denn viele Begrüßungen waren zu sehen.
Vertreter beider Institutionen haben sich wirklich Mühe gegeben, ihre Ideen für das Haus darzustellen. Gespräche mit Verantwortlichen sollten wohl die Hauptmaßnahme dazu sein. Nicht zu entdecken waren leider optische Eindrücke wie Lagepläne, Installationen die deutlich machen, wie die Häuser ihre Einrichtungen in die Bauwerke einpassen wollen. 

Bei den Kreativen war vielleicht ein reichhaltiges Programm geplant – viel los war nicht. Da war von Kreativen wirklich mehr Kreativität zu erwarten. Nur andeutungsweise konnte man erahnen, wie die Räumlichkeiten genutzt werden sollen. Die Jazzkapelle war gut gemeint und sicher auch gut, aber fehlplatziert. Vorstellungen über das Zusammenwirken der unterschiedlichen Beteiligten waren keine zu sehen, es beteiligten sich anscheinend auch nur sehr wenige der 30 Mitgliedsfirmen der IG Kraftwerk Mitte. Schleierhaft blieb auch, welche Synergieeffekete wodurch entstehen. Vorstellen könnte man sich die vieles ...

Die Idee des Schautages war gut – für Dresdner, die sich nur gelegentlich mit dem Thema beschäftigen, blieb sehr viel unklar.

Montag, 15. November 2010

"Überall leben Menschen"

Ursula Karusseit bei den Menschen in der Villa Teresa
von Reinhard Heinrich
Glückliches Zusammentreffen darf man es nennen, wenn aus einem Buch gelesen wird und man versteht jedes Wort trotz hohen Sprechtempos. Und wenn dann noch die Autorin selbst mit geschulter Stimme liest, dann ist das Zuhörerglück nahezu vollkommen.

So geschehen am Sonnabend, dem 13. November 2010 um vier Uhr nachmittags im Kammermusiksaal der "Villa Teresa" in Coswig vor ausverkauftem Haus. Ein Nebenraum (mit guter Sicht) mußte noch geöffnet und bestuhlt werden und barocke Prunksessel wurden herangerückt für späteste Besucher. Dabei war der Anlass so etwas von un-barock:

Die Schauspielerin Ursula Karusseit, bekannt für "schräge und kantige Rollen", wie sie selbst weiß und sagt, las, umgeben von aufmerksamen Hörern, aus ihrer Biografie „Wege übers Land und durch die Zeiten“. Und ehrliche Haut, die sie nun mal ist, stellte sie ihrer Lesung die Erklärung voran, dass vieles in ihrem Buch durch den Journalisten Hans-Dieter Schütt erst aus ihr herausgefragt worden ist, dass sie seinen Fragen erst so manchen Abschnitt ihrer Buches verdankt.

Montag, 25. Oktober 2010

Kundendienst mit wenig Personal

Wie die Komödie Dresden Heinz Rennhack und noch zwei andere schuften läßt
von Reinhard Heinrich
"Kundendienst"  heißt das Stück, das vorigen Freitag als möglicherweise letzte Premiere der Komödie im WTC über die Bühne ging. Ging? - Über die Bühne tanzte, brillierte, slapstickte, rotierte es. Denn Rotation ist dank der zwei kleinen Drehbühnen ein tragendes Element in dem Stück, das der Wiener Regisseur und Theaternarr Marcus Ganser von einer Farce erfolgreich zur Tragikomödie umformte.
Mag sein, daß der Autor Curth Flatow (Jahrgang 1920), "der erfolgreiche Vertreter des Boulevardtheaters" (Wikipedia), tatsächlich glaubt, seinem Publikum nicht allzu viel Tiefgang zumuten zu dürfen - Regisseur Ganser jedoch glaubt das nicht und kitzelte tiefere Wahrheiten aus so gut wie allen "komischen" Situationen heraus - mit dem Effekt, daß dem Publikum auch mal das Lachen im Halse stecken bleiben kann. Natürlich ist das erst einmal lustig, wenn Gilbert Dumont (Heinz Rennhack) seinem Gefängniswärter (Gisbert-Peter Terhorst) beichtet, welch hohen Erholungswert die Haftstrafe für ihn hat. Aber das ist in Wahrheit einen Aussage über "das Leben draußen". Die Vor-Geschichte wird aus der sicheren Gefängniszelle heraus erzählt. Eine Idylle, wie wir sie aus Olsenbanden-Filmen kennen. Dazu paßt die geradezu liebevolle Betreuung des allerdings ungewöhnlichen Häftlings durch den Wärter Thibaut. Doch wenn Dumont von seinem Leben vor dem Knast erzählt, dann bricht die Hölle herein in diese Zelle. Draußen - da zählt nur der Erfolg, gemessen am generierten Umsatz des Außendienstlers.

Dienstag, 28. September 2010

Diskussionsbeitrag zur Basiskonferenz 20.09.10 PT-Beschluss zur Wahlauswertung 2009

Liebe Genossinnen und Genossen,
ich muss zunächst feststellen, dass ich recht unzufrieden damit bin, dass wir den Beschluss zur vertieften Wahlauswertung erst heute durchführen. Und das zudem ohne eine gründlich vorbereitete, und den Basisgruppen rechtzeitig vorher zugestellte Analyse. Mein mehrfaches persönliches Drängen hat leider nicht ausgereicht, das zu erreichen. Ich habe auch vorgeschlagen, dass in der Mitgliederzeitung zur Wahlauswertung außer den Diskussionsthesen bereits einen Monat vorher erste Diskussionsbeiträge veröffentlicht werden. Mit diesem Ziel hatte ich auch einen umfangreichen Diskussionsbeitrag eingereicht, der allerdings nicht veröffentlicht wurde.

Freitag, 17. September 2010

Elektro-Klezmer, Ankunftsgeschichten und ein Jüdischer Ball


Eine kulturelle Tradition wird fortgesetzt vom 17. bis 31. Oktober
Mit ihrer 14. Ausgabe geht Mitte Oktober die Jiddische Musik- und Theaterwoche an den Start. Das Festival hat sich längst als facettenreiches und überregional wahrgenommenes Highlight des Dresdner Kulturlebens etabliert.
Der Veranstaltungsplan vereint weit mehr kulturelle Breite, als der Festivalname allein vermuten ließe: Neben Theater- und Musikaufführungen bieten die "Begegnungen mit Jüdischem Leben" Filme, Bildung, Kulinarisches, Literatur, Podiums-Gespräche, Ausstellungen und anderes mehr. Insgesamt warten mehr als 40 Einzelveranstaltungen auf interessierte Besucher.

Zum vollständigen Programm geht es hier.

Montag, 6. September 2010

"Ritter Ludwig" - ein Komödien-Feuerwerk mit Tiefgang

Herbert Köfer feiert 70. Bühnenjubiläum - mit exzellenter Arbeit - in exzellentem Team
von Reinhard Heinrich
Zugegeben - daß es etwas zu lachen gibt, wenn Herbert Köfer auftritt, war klar. Daß man jedoch das ganze Spektrum zwischen lachendem und weinendem Auge geboten bekommt - das war bisher weniger oft der Fall.
"Ritter Ludwig", das Stück von dem Österreicher Stefan Vögel (der in der Schweiz studiert hat), ist ein Glücksfall - für die Komödie, für Herbert Köfer und das ganze Ensemble. Erst sieht es aus wie eine Sitcom. Da sitzen Typen am Tisch und jeder hat seinen Part, um das Publikum zu belustigen. Und die Figuren im Stück wollen das eigentlich auch. Ihre gewohnte Rolle spielen, über den lachen, über den immer gelacht wird, soviel Anerkennung einheimsen, wie eben gerade noch geht. In einer Senioren-Residenz - versteht sich. Hundert mal gesehen? Das nicht! Immer wieder bricht das reale Leben herein und zwingt die - durchaus etwas elitären - Senioren zu reagieren. Allen voran "Ritter" Ludwig, der gebildete ehemalige Schloßbesitzer und Elite-Schuldirektor, der bessere Zeiten gesehen hat. Aber seine besten Tage erleben wir hier in in der Komödie Dresden, mit Herbert Köfer in der Hauptrolle.

So vielschichtig und tiefgründig habe ich Herbert Köfer noch nie gesehen. Das Stück gab die Gelegenheit - und Köfer hat sie genutzt. Da stand mit einem Male nicht mehr der bekannte Köfer auf der Bühne. Er spielte nicht - er war: Ludwig von Schwitters, ehemals der große Schuldirektor und Schloßbesitzer - und eben auch ganz klein, vor seinem nicht immer so glänzend bewältigten Leben.

Donnerstag, 2. September 2010

Spendenaufruf

Mehr Sicherheit für den Neuen Jüdischen Friedhof
Der Freundeskreis Dresdner Synagoge e.V. bittet um Spenden für die Erneuerung des durch den Brandanschlag am 29. August 2010 zerstörten Eingangsportals der Begräbnishalle und zur Erhöhung der Sicherheit auf dem Neuen Jüdischen Friedhof (Fiedlerstraße) in Dresden-Johannstadt.

Die Begräbnishalle (ehemalige Synagoge) auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden-Johannstadt wurde am vergangenen Sonntagmorgen Ziel eines Brandanschlags. Dabei wurde das Eingangsportal zerstört. Dass ein noch größerer Schäden abgewendet werden konnte, ist einer 66-jährigen Passantin zu verdanken, die den Schwelbrand bemerkte und die Feuerwehr informierte. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden, um ein Übergreifen der Flammen auf die einstige Synagoge (1950 - 2001) zu verhindern. Dennoch entstand ein Schaden von 5000 Euro.

Donnerstag, 12. August 2010

Ein Buch über Toleranz - schon das Vorwort bedarf stetiger Aktualisierung

Wozu dieses Buch?

An Stelle eines Vorwortes

„Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich läßt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –
wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt.“
Erich Kästner
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieses Beinahe-Vorwort kannst Du getrost überblättern, wenn es Dir gleich ist, warum dieses Buch entstand. Spannend wird es - so hoffe ich wenigstens - erst weiter hinten. Diese überflüssige Seite hier vorn ist für neugierige Leute wie Journalisten, Lehrer, Schwiegermütter und dergleichen, die immer alles ganz genau wissen wollen und daher fragen: Was wollte der Dichter uns damit sagen? Man kann ein Werk der Literatur aber auch einfach wirken lassen. Das ist meist viel besser. Gehen wir also lieber zum ersten Kapitel, wo das Buch anfängt.

Du bist noch da? Also neugierig? Sehr gut! Dann sind wir Verwandte im Geist. Dieses Buch entstand so: Als eine Gruppe Schüler aus Mittelasien die schöne Stadt Dresden kennen lernen sollte, bekam der Gästeführer sehr genaue Anweisungen mit auf den Weg.
Es begann damit, daß es ein Mittagessen ohne Schweinefleisch geben sollte. Die Jungen und Mädchen sind Moslems, denen ihr Glaube den Genuß oder die Verwendung einiger Dinge ver- und dafür andere Dinge ge-bietet. Sie sollten in hier Beispiele von Toleranz aus eigener Anschauung kennen lernen, damit sie andere Menschen akzeptieren. Zum Beispiel solche, die Bockwurst essen. Und das anhand touristischer Sehenswürdigkeiten - und nicht etwa Würstchenbuden! Vor allem, so lautete der Auftrag, sollten sie schöne Dinge sehen, von denen sie dann zuhause ein Leben lang voll Begeisterung erzählen könnten.

So eine Stadtführung sollte ich entwerfen. Und beim Planen, Organisieren und Koordinieren der Einzelheiten wurde klar, daß ein Tag in Dresden nicht ausreicht, um das alles unter einen Hut zu bringen, was hierzu gehört. Das ergibt Stoff für ein ganzes Buch.

Dabei ist Toleranz ein Thema, das man nicht etwa zuerst den Moslems erklären muss.

In unserer Stadt wurden nahe am Neumarkt, direkt vor dem heutigen Verkehrsmuseum, Andersdenkende, genauer: Andersgläubige - geköpft, so im Oktober 1601 der Kanzler Nikolaus Krell.

Samstag, 31. Juli 2010

Neue Kita in Löbtau feiert Richtfest

Von Felicitas und Petra Fischer

Am Freitag den 30. Juli 2010 sangen im Stadtteil Löbtau Kinder in einer Einfahrt an der Clara-Zetkin-Straße. In ihren Liedern beschrieben sie den Wunsch nach einem sonnigen, sicheren Platz, wo sie spielen und groß werden können.

Da waren nicht nur die anwesenden Familien und Stadtteilbewohner gerührt, sondern auch der Dresdner Sozialbürgermeister Martin Seidel. Er kam zum Richtfest der neuen Kita am Badweg in Löbtau-Süd. Sie besteht aus einem Neubau und dem denkmalgeschützen Gebäude des ehemaligen Volksbades.







Beide Teile wurden zu einem ganzen zusammengefügt und sollen ab kommendem Jahr Kindergarten- und Krippenkindern viel Platz zum austoben und entdecken bieten. Eine weitere Besonderheit besteht in der gemeinschaftlichen Arbeit mit dem Theater der Jungen Generation. Dadurch sollen die Kinder frühzeitig an das Theater herangeführt werden.




Freitag, 9. Juli 2010

Jubiläum zum Nachdenken

Der Landesvorstand Sachsen der Partei Die Linke, beschloss auf seiner Sitzung am 25. Juni 2010 die Durchführung einer Veranstaltung mit dem Titel:

3 Jahre DIE LINKE, 5 Jahre WASG, 10 Jahre Linksjugend Sachsen, 20 Jahre
PDS – Welche Perspektiven und Möglichkeiten hat linke Politik

Die Veranstaltung, inclusive Hoffest und Grillen, soll im August stattfinden um die Jahrestage würdig zu begehen.

Als ehemaliges Mitglied der WASG stellte sich für mich natürlich sofort die Frage, welche WASGler dazu eingeladen werden. Die Antwort bekam ich recht schnell von Landesvorstandsmitglied Martina Dietze (vormals WASG). Eingeladen werden nur die WASGler, die jetzt noch dabei sind. Also Mitglieder der Partei Die Linke, also ich nicht.

Anlass zu einem kleinen Rückblick in Bildern.

Nach der Gründung des Vereins „Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit“ im Juli 2004, in dem sich die „Initiative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit“ und die "Wahlalternative 2006“ zusammenschlossen, konstituierte sich im Januar 2005 die Partei WASG.






Der 1. Bundesparteitag fand im Mai 2005 in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Ebenfalls in Dortmund tagten im März 2007 parallel die Bundesparteitage der WASG und der Linkspartei.PDS.

Zwischen diesen Parteitagen lag die Bundestagswahl 2005 und ein langer komplizierter Weg, der in Sachsen z.B. so aussah.


Antrag, beschlossen auf dem 1. Landesparteitag der WASG Sachsen am 18. Juni 2005 in Dresden.


Diese Beschlusslage gefiel nicht jedem. Einzelne Mitglieder der WASG Dresden entwarfen deshalb einen Antrag an den Sonderparteitag der WASG am 3. Juli 2005 in Kassel, der ihnen trotz der sächsischen Beschlusslage erlauben sollte, Gespräche mit PDSlern auch bzgl. der bevorstehenden Bundestagswahl zu führen. Das Problem dabei, sie konnten diesen Antrag nicht selbst stellen. Innerhalb von nur 7 Tagen fanden sie Unterstützer außerhalb Sachsens, die den Grundgedanken in einem eigenen Antrag einarbeiteten.






Die PDS wird zur Linkspartei.PDS, auf deren Listen WASGler und Parteilose kandidieren und erreicht 2005 bei der Bundestagswahl 8,7 %.

Nach einer Urabstimmung im Mai 2007...





kommt es zur Verschmelzung und der Gründung der Partei Die Linke am 16. Juni 2007 in Berlin und die sächsische WASG stellt ihren Betrieb ein.


Zündstoff gibt es auch weiterhin reichlich.









Die letzten geretteten Utensilien im WASG-Traditionskabinett und vertrocknete Luftballons, sind hoffentlich nicht alles was bleibt.

Ob man zur Jubiläumsveranstaltung auch darüber nachdenkt warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist? Warum so viele WASGler der Linken wieder den Rücken gekehrt haben? Warum man so leicht auf so viele verzichtet hat? Und nicht nur dort?




Montag, 21. Juni 2010

Wer profitiert von "moderner" Solarstromförderung?

Eine polit-ökonomische Provokation

von Sophia Sinner

"Kapital", sagt der Quarterly Reviewer, "flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel." - P. J. Dunning, zitiert in Das Kapital, Band I, S. 801, Dietz-Verlag Berlin, 1961


Der Besucher diverser Messen zum Thema "Haus und Garten" oder "Bauen und Wohnen" trifft auf seinem Rundgang nicht nur auf Anbieter von Dachziegeln, Installationstechnik oder Blumenzwiebeln, sondern auch auf Stände, die ihn über angrenzende Themen informieren. Es ist legitim, daß man auf einer Bau-Messe auch Bau-Sparverträge vorgestellt bekommt. So kann man seinen geplanten Bau vielleicht noch besser finanzieren. Interessant ist, daß an einigen Ständen, wo großflächige Solarzellen werbewirksam ausgestellt sind, keineswegs Solarzellen gekauft oder bestellt werden können - sondern ordentliche Renditen angeboten werden. Es sind praktisch Bankengeschäfte, die dort unter den Solardächern angebahnt werden. Denn: "Wer ein Solardach errichtet - nützt der Umwelt - und sich selbst." Wer aber lediglich das Geld dazu hergibt - also sein Kapital investiert, der macht richtig Profit. Zwischen 180 und 300 Prozent in 20 Jahren, bis zu 15% p.a. also.


Mittwoch, 9. Juni 2010

Sommertheater auf dem "Hirsch"

"Komödie im Park" mit hochkarätigem Programm auf dem Konzertplatz 

von Reinhard Heinrich 
Der Dresdner Konzert- und Theatersommer hat wieder eine Facette mehr. Auf dem "Konzertplatz Weißer Hirsch",  am Rand der Dresdner Heide direkt hinter dem Parkhotel gelegen, wird es ein abwechslungsreiches Progamm geben.

Von "Ostrock exclusiv" (City)  über "20 Jahre deutliche Einheit" (Uwe Steimle) bis hin zum Stück "Restlos Ausverkauft!" (wahnsinnige Komödie für 1 Schaupieler in 44 Rollen - Christian Kühn) - an jede Sparte, an jeden Geschmack ist gedacht.
Und natürlich werden wir auch Olaf Böhme sehen, eine Sommernacht des Musicals und den 7. Boogie Woogie-Sommer . Ja selbst das 70jährige Dresdner Akkordeonorchester und Die Bierhähne vom Radeberger Biertheater freuen sich auf ihr spezielles Open-Air-Publikum.

Die  gastronomische Betreuung obliegt Stefan Hermann von  "bean&beluga" (ebenfalls "Weißer Hirsch"), der  weder Mühe noch Kosten gescheut hat, den Platz wieder so in Schuß zu bringen, wie er sich dem Publikum jetzt darbietet. Das hätte der durchaus verdienstvolle örtliche Verschönerungsverein denn doch nicht allein gestemmt.


Donnerstag, 3. Juni 2010

Dr. phil. J. Menzhausen zu 450 Jahren Kunstkammer

Ein würdiger "Kammerherr" plauderte aus dem "Schatzkästlein" der Kurfürsten
von Reinhard Heinrich 

Die DRESDEN BUCH-Veranstaltung am vorigen Donnerstag war ein ähnlicher Geheimtipp wie seinerzeit die Konzerte und Vorträge in der Porzellansammlung, als in den 80ern des vorigen Jahrhunderts ein "eingeweihter Kreis" unter sich "herum erzählte", wie gut es wieder einmal gewesen war. Der "eingeweihte Kreis" kommt vermutlich heute immer noch teilweise zusammen - und manchmal eben in der Buchhandlung - zum Vortrag.

Und gut war es auch dieses mal. Joachim Menzhausen ist seit über einem halben Jahrhundert in den Kunstsammlungen praktisch zuhause, davon über 30 Jahre als Direktor des Grünen Gewölbes. Und im (Un-)Ruhestand wohl erst recht. Er hört nicht auf zu publizieren (Buch zum Thema s. 2. Abbild.) und zu forschen. Er ist ein Entdecker und Geheimnis-Lüfter - anscheinend seit er mit Kunst zu tun hat. Und lächelnd bringt er auch manches Gebäude kunstgeschichtlich "unumstößlicher Tatsachen" zum Einsturz, indem er der Arbeit alter sächsischer und fremder Kunsthandwerker nachforscht.


Was Joachim Menzhausen an diesem Abend vorgestellt hat, war nicht die Schönheit unserer sächsischen Kunstschätze. Die ist gegen Eintritt zu besichtigen. Menzhausen zeigte, was den eigentlichen Wert der Kunstkammer für Sachsen einst ausmachte: Die Technologiesammlung, wie man heute sagen würde. Es hieß eben auch Wasser"kunst", womit man Wasser bergauf bewegen konnte. Und für den dünnwandigen Bronzeguß kaufte Sachsen kurzerhand das Know-How in Italien ein - in Person des Gußtechnikers. Dafür mußten allerdings auch "unsere" Handwerker höchstpersönlich ihr sächsisches Know-How nach Italien tragen. Und alles wurde auf  Regierungsebene ausgehandelt. Der frei wandernde Handwerksbursche gehörte wohl noch nicht in die Renaissance.



Montag, 24. Mai 2010

Dresden sang und musizierte

Ein Russe aus Berlin moderiert sechs Klangkörper auf der Repnin-Treppe
von Reinhard Heinrich 
Das hat sich der Generalgouverneur von Sachsen (1813-1814) Fürst Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski (Bild) vielleicht doch nicht träumen lassen:

Russische Volkslieder - vom einsamen Birkenbaum bis "Kalinka", abgewechselt von Robert Schumann und dem (Wilhelm!) Müller, dessen Lust  das Wandern war, dann wieder die Polowetzer Tänze aus "Fürst Igor". Ein musikalisches Programm der kompletten deutsch-russischen Romantik in Volks- und Hochkultur erklang auf der Treppe zur Brühlschen Terrasse. Ein besserer Ort hätte es nicht sein können, wenn auch die Treppe seit Jahrzehnten der ganz gewohnte Platz dieser Veranstaltung ist. Und ein besserer Klang auch nicht.

Schließlich hätte es ohne den russische Gouverneur diese Treppe nicht gegeben. Er befahl ihren Bau und beauftragte Gottlob F. Thormeyer mit dem Entwurf. Und beendete damit endgültig, aller Welt sichtbar in Stein erbaut, das Zeitalter des Absolutismus in Sachsen. Das Volk hatte fortan Zugang zu Brühls Eigentums-Terrasse. Merkwürdig, wie ein (aufgeklärter) russischer Fürst Elemente der Demokratie nach Sachsen brachte, statt daß Napoleon Bonaparte als  "Sendbote der Revolution" sie von Frankreich her eingeführt hätte. Nein - Thormeyers Repnin-Treppe (oder Repnins Thormeyer-Treppe) ist ein heimliches russisches Denkmal in Sachsen, mit kulturell Bahn brechender Wirkung. Nur recht und billig war es, daß letzten Sonnabend dort die "große russische Seele" in beiderlei Sprachen sang.

Sonntag, 16. Mai 2010

Ein schöner Schwede - höflich beklatscht

von Reinhard Heinrich 
Um es gleich vorher zu sagen: Ich werde unbedingt wieder in die Komödie gehen. In jedes andere Stück. Nun aber gerade, wo diese nicht subventionierte Bühne Schwierigkeiten mit dem Vermieter hat.
Die Dresdner lieben ihre Theater mehr, als Vermieter sich vorstellen können. Und sie lieben von Herzen ihre Schaupieler, auch ein wenig ihre Autoren und Komponisten. Weniger lieben sie das neue, ungewohnte Niveau auf der Bühne.


Szenenfoto: Komödie Dresden
Die Komödie "Der schöne Schwede" von Laurence Jyl, eine Produktion der  Komödie Bochum, erfuhr bei der Premiere am 14. Mai 2010 in Dresden eine höfliche aber reservierte Aufnahme. Dabei ließ das Publikum keine der wenigen Gelegenheiten zum  Lachen aus. Schon nach der ersten Szene gab es Applaus, so frisch und lebendig spielte Lesley Higl (TV-bekannt als Eden im "Marienhof") die kesse junge Dame, die in einer fremden Wohnung eigentlich nur die Blumen gießen soll und kurz nacheinander immer verrücktere (Schein-)Welten entstehen läßt. Auch Jochen Schroeder (TV-bekannt als Pfleger Mischa aus der "Schwarzwaldklinik") als schwedenblonder Hermann legte sich voll ins Zeug. Aber sie schienen sich beide nicht immer sicher zu sein, wer sie im Augenblick gerade sind. Die Spielperspektive wechselte ständig. Das liegt auch am Stück.


Montag, 3. Mai 2010

Irritation um die Hochglanzpostkarte


Ratestunde eines Verdi-Mitglieds am 1. Mai in Dresden
Am Stand vom Verdi-Bezirkserwerbslosenausschuss Dresden-Oberelbe lagen hübsche Hochglanzpostkarten vom Aktionsbündnis Sozialticket Dresden aus. Viele steckten sie ein und es gab auch Leute die meinten, wenn sie da ihre Adresse draufschreiben, dann unterstützen sie das Sozialticket. Das dachten auch die Standbetreuer, bis die Frage aufkam, an wen man denn die Karte schickt wenn man seine Adresse draufgeschrieben hat. Um dies zu klären schickte man ausgerechnet mich auf Erkundungsgang mit dem Auftrag die LINKE oder die SPD zu befragen. 
Ich trabte also brav zu einem Stand der Linken, die mich an den Stand der LINKEN-Stadtratsfraktion verwiesen. Dort befragte ich die Genossin Gaitzsch (das sie mich mit Sie angesprochen hat war etwas gewöhnungsbedürftig) was nun mit der Karte zu tun sei. Sie guckte sie vorn und hinten an und meinte erst, man solle die in der Stadtratsfraktion der Linken oder in der WIR-AG abgeben. Dann meinte sie plötzlich sie hätte da was verwechselt, es sei doch was ganz anderes und die Karten müsste man ans Rathaus schicken. Ich zeigte ihr nur noch das sie dieselben Karten auch am Stand liegen hat und verabschiedete mich höflich. Dann lief mir Herr Lames über den Weg dem ich das Problem schilderte und der sich bereit erklärte mal mit den Sozialticket-Leuten zu reden was nun mit der Karte passieren soll.

Zu Hause führte mich mein erster Weg an den Rechner und ich tippte die Internetadresse von der Karte ein. www.sozialticket-dresden.de

Sonntag, 2. Mai 2010

1. Mai in Dresden

Ein Bericht von Kampf- und Feiertag 2010
von Anke Wendrich
Traditionell zum 1. Mai in Dresden findet seit einigen Jahre eine öffentliche  Gesprächsrunde mit den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen statt.

Neben dem Moderator Ralf Hron vom DGB standen drei Herren: Jens Hoffsommer (Grüne), Dr. Peter Lames (SPD) und Andre Schollbach (LINKE.).

Christa Müller (CDU) und Franz-Josef Fischer waren nicht gekommen. Was von den Herren natürlich heftig kritisiert wurde. Ich erinnere mich an die Runde aus dem letzten Jahr - da wurden Müller und der Vertreter der Bürgerfraktion heftig verbal "bearbeitet" ... Na und Holger Zastrow von der FDP ist offensichtlich eh nicht erwünscht (die AG Liberale Arbeitnehmer hatte aber ihren Stand).

Natürlich (leider!) war mir vorher klar, dass es populistisch zugehen würde. Doch spannend war für mich, welche Themen man anbringen würde, wer durch den Kakao gezogen. Ich picke einiges heraus:

Peter Lames (SPD) beschwerte sich, dass die Stadt zu wenig Geld für Schulsanierungen hätte, aber genügend Geld da sei, die DREWAG per üppigen Kredit zurückzukaufen. Hat die SPD das DREWAG-Vorhaben nicht deutlich unterstützt - warum muss man da jetzt das Eine gegen das Andere ausspielen?

An nächsten Donnerstag wird im Stadtrat das Thema Sozialticket behandelt. Während ich auf dem Schlossplatz vergeblich nach Infomaterial suchte - ich wurde auf die auf der Werbepostkarte stehende Internetadresse verwiesen - wetterte Schollbach gegen die unzuverlässige wankelmütige Bürgerfraktion. Denn die ist notwendig, um eine Stadtratsmehrheit so oder so zu bekommen.

Samstag, 24. April 2010

"Morgen war's schöner"

Eine Feier "für sich"
von Reinhard Heinrich 
Unter dem Titel "Morgen war's schöner" feierte am vergangenen Dienstag, dem 20. April in Kleinen Haus das legendäre Dresdner Kabarett "Die Herkuleskeule" ihren Intendanten Wolfgang Schaller (Bild rechts) - mit einer Premiere, die es in sich hatte. Die Feier galt dem 70.Geburtstag sowie dem 40. Berufsjubiläum des Intendanten und Hausautors. (Anklicken und das Buch kaufen!!!) 
Gekommen waren viele, die im Laufe der Jahre mit Schallers Hilfe (als Publikum) gelernt hatten, zu "lachen, wo es zum Heulen nit reicht". Und so ziemlich alle seine Schüler, Jünger, Nachfolger und vielleicht sogar (freundliche) Neider, die auf der Bühne dieses subversive Lachen bei anderen auslösten, wann immer es nötig und erfolgversprechend war.
Folgerichtig saßen im Publikum Olaf Böhme, Uwe Steimle, Wolfgang Stumph, um stellvertretend drei Namen zu nennen. Im übrigen war der Saal des Kleinen Hauses ausverkauft - nichts ging mehr.
Sieben Herkules-Keulenschwinger und die drei Musiker gaben alles, mehr ist zur Aufführung nicht zu sagen - außer vielleicht: Sie waren sich einig mit dem Autor/Intendanten wie mit dem Publikum, daß - frei nach Karl Valentin - die Zukunft früher auch besser war. Was also nicht neu ist. Neu war die Schärfe der Ansage, neu war die überzeugende Lebendigkeit mancher Nummer, die glatt von der Straße weg geholt schien. Tucholsky meinte, die Zeit schreie nach Satire - für Schaller ist sie es bereits. Rauf auf die Bühne damit, dazu ein paar helle Scheinwerfer - und das Überflüssige weggestrichen, der banale Rest   i s t   Satire. Und Schaller hat das Werkzeug, sie aus der Realität  herausfiltern. So einfach - wie Klavierspielen. Einfach im richtigen Augenblick die richtigen Tasten treffen.

Ich bekenne, mich bei der anschließenden Premierenfeier an Schallers echt sächsischem Hackepeter gütlich getan zu haben. Das wäre keiner Erwähnung wert, wenn der Bäcker nicht die Brötchen dazu in Form kleiner handlicher HERKULESKEULCHEN gebacken hätte. Sehr knusprig die vielen kleinen  Stachelspitzen - man konnte die Stiche auf der Zunge spüren. Schöne Erinnerung an Zeiten, da solche Spitzen noch Regierende als tief verletztend empfanden.* Es war unvergeßlich. Und da Schaller ja noch jung ist (wie man sehen konnte), bestelle ich schon heute eine Karte zur nächsten Premiere gleicher Art - in 10 Jahren. So ausverkauft, wie diese war ...
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* Der Satz ist absichtlich zwiefach verstehbar. 

Sonntag, 28. März 2010

Was soll und was kann eine Schlichtung erreichen?


Öffentlich kommunizierte Meinungsverschiedenheiten im Gefolge des 13. Februar 2010 in Dresden, speziell in Bezug auf die öffentliche Bewertung  des Anteils der einzelnen Gruppierungen an der Zurückdrängung von Nazi-Aktivitäten, waren für DIE LINKE ein Anlaß, ihre Schlichtungskommission tätig werden zu lassen. Hier der Bericht:

Was soll und was kann eine Schlichtung erreichen?
 von Dieter Gaitzsch
Mit dieser Frage beschäftige ich mich seit ich Mitglied der Schlichtungskommission bin, und das ist schon über 2 Jahre her.
Mit meinen Überlegungen bin ich heute zu der Auffassung gekommen, daß eine erfolgreiche Schlichtung mit den Beteiligten an einem Konflikt einen Weg erarbeitet, wie dieser für alle produktiv gemacht werden kann.

Bei den Schlichtungsgesprächen wurde auch immer wieder klar, daß die andere Seite die Schuldige an dem Konflikt ist. Das zu Beurteilen ist nicht Aufgabe einer Schlichtung. Für uns steht das Verhalten der Beteiligten im Mittelpunkt.
Es ist die erste und grundlegende Erkenntnis bei einer gegenseitigen Schuldzuweisung, es fehlt an Selbstkritik auf beiden Seiten.

Des weiteren wird versucht, der anderen Seite Fehler und Versäumnisse möglichst mit Öffentlichkeit nachzuweisen oder Fehler der anderen Seite in die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Dialog wird als nicht sinnvoll angesehen. Es gibt keinen Versuch, das Verhalten der anderen Seite zu verstehen, es wird  stigmatisiert anstatt fair zu beurteilen.

Ein Resultat eines solchen Verhaltens ist das Verlassen der sachlichen Ebene und die Fortsetzung der Auseinandersetzung in die persönliche Ebene. Es kommt zur, teilweise auch bewußt herbeigeführten, Verletzung der Würde des Anderen. Dazu werden sachliche Vorgänge nur noch als Anlaß zur Herabwürdigung des Anderen verwendet.

Was kann getan werden, wenn die Situation sich so weit entwickelt hat?

Sonntag, 21. Februar 2010

Wer hat dem 13. Februar zum Erfolg verholfen?

von Brigitte Drechsel

Es gibt sicher viele Gründe, warum jemand - immerhin weit über 10 000 Menschen - am 13.Februar 2010 zu der Menschenkette im Stadtzentrum gegangen ist. Man konnte auch zum Friedensgottesdiens gehen. Auch das waren nicht wenige. Traditionell wird am 13.Februar in Dresden der Opfer des Luftangriffes von 1945 gedacht.

Aber es waren  unzweifelhaft die Blockierer in der Neustadt, die den Naziaufmarsch in diesem Jahr verhinderten. Das gibt aber niemandem das Recht, diejenigen zu diskreditieren, die eine andere Form des Protestes gewählt haben.  Auch diese Menschen prägten am 13. Februar 2010 das Bild Dresdens nach außen. Und es war kein unwesentliches! Selbst nur um die Medien zu bedienen, wäre für mich ein akzeptabler Grund, die Menschenkette aktiv zu unterstützen.

Leider ist der Artikel von J.-A. Igel in der letzten Ausgabe von "Die Linke" nicht dazu geeignet, "die Spaltung der Stadt zu überwinden", wie die Überschrift verlauten lässt. Die Linke in Dresden erweist sich einen Bärendienst, wenn sie glaubt, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein, glaubt, nur ihr Tun ist das richtige. 
Anstatt diesen Erfolg zu nutzen und zu versuchen, dort anzuknüpfen, um  vielleicht im nächsten Jahr verschiedene Aktionen unter ein gemeinsames Motto zu stellen, werden Tausende Menschen ausgegrenzt.

Immerhin sollten wir anerkennen, dass sich in diesem Jahr so viele Menschen wie in den ganzen letzten Jahren nicht gegen Rechts positionierten. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich alle, die sich jetzt als Helden auf die Schulter klopfen, in den letzten Jahren bei den entsprechenden Demos sehen konnte.

Mir ist auch nicht ganz klar, wieso unsere erfahrenen Politiker, unter denen es ja auch eine ganze Reihe hochqualifizierte Juristen gibt, im Vorfeld nicht einschätzen konnten, was passiert, wenn öffentlich zu einer Blockade einer offiziell genehmigten Demonstration aufgerufen wird. Wir wissen  doch, wie diese Demokratie funktioniert.

Dresden, 18.02.10                   

Donnerstag, 18. Februar 2010

13. Februar 2010 im Chat über Kontinente

Dr. Herbert Lappe
(Jüdische Gemeinde Dresden) 
18.02.2010
Lieber Bernd,

Du warst gerade von der Blockade zurückgekommen - ich von der Menschenkette an der Synagoge. Beide waren wir sehr aufgewühlt: Was für ein Erfolg für die Demokratie!

Im Nachgang sende ich Dir eine Chat-Montage. Mit offenem Ende. Die Diskussion hält noch an.

Micah, Haifa
Herbert, Gratulation! Toll, dass ihr die Nazis nicht reingelassen habt. Und so viele Menschen haben friedlich demonstriert. Könnt ihr nicht nach Israel kommen, um unsere Aktionen zu unterstützen?
Emily, NY
.. zeigt wieder mal deutlich, dass ziviler Ungehorsam notwendig ist. Ohne ihn, währe die Bürgerrechtsbewegung in den USA undenkbar gewesen. Sie war die Voraussetzung dafür, dass heute ein Farbiger die USA regiert.
Klaus, Berlin
Ihr habt ja eine tolle OB. Ich zitiere:
Originalzitate Orosz, Oberbürgermeisterin in Dresden
„ ... Denn diese Einkehr, diese Stille, diese Trauer – das ist eine starke Mahnung, dass niemals wieder geschehe, was damals geschah. Dieser Tag vereinigt die Überlebenden mit den Nachgeborenen in der Erinnerung daran, wer diesen verdammten Krieg losgetreten hatte, der fünfeinhalb Jahre später seine Krallen auch nach Dresden ausstreckte: die Nazis und ihre willigen Helfer, von denen es, dies sei gesagt, auch in Dresden, nicht wenige gab. ...
http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=11262&showNews=643961
... Unsere Kette berührt die Synagoge, jenen Ort, dessen Vernichtung durch die Nazis am 9. November 1938  gleichsam der Auftakt zur Vernichtung Zehntausender Menschen-Orte und des Mordes an Millionen Menschen war ...“   http://13februar.dresden.de/de/aufruf/rede_01.php
Herbert, Dresden
Ja und nein. Sie hat noch nicht begriffen, dass Blockade und Menschenkette untrennbare Bestandteile demokratischen Handelns sind.
Bernd, Dresden
Hat sie nicht. Und der Eiertanz vorher zeigt das. Doch jetzt mal  eine andere Wahrheit. Ich zitiere
Originalzitate Uwe Schaarschmidt (Pressesprecher DIE LINKE, Dresden)
„Das war doch zu erwarten. Fakt ist eines, und das muß auch kommuniziert werden: Orosz, Tillich und ALLE die den Menschenketten-Scheiß mitgemacht haben, sind einfach erbärmliche Feiglinge! Diesen Rotz braucht kein Mensch. Feierabend!“
Quelle: Auszug aus Beitrag in Facebook-Usergroup mit über 400 Mitgliedern
"Gerade bimmeln in Dresden die Opferglocken. Fenster aufgemacht, laut 'Ruhe!' gebrüllt. ..."

Hans, Wien
Der spricht doch schlimmer als früher unser Heider.
Herbert, Dresden
Wie kommst Du drauf - das ist der Pressesprecher der Dresdner LINKEN.
Hans, Wien
Unglaublich. Diese Sprache kenne ich doch noch ...
Herbert, Dresden
         Die Sprache verrät das  Denken

Micah, Haifa
Diesen Ton kenne ich auch: Von unseren Nazis.
Emily, NY
Solche Wirrköpfe hatten wir auch.
Bernd, Dresden
Dann setze ich noch eins drauf und zitiere mal das nächste
Originalzitat Hans-Jürgen Muskulus (Vorsitzender DIE LINKE, Dresden)
„Wenn wir in Zukunft Teile bzw. Teilnehmer der Menschenkette für uns gewinnen wollen, dürfen wir diese nicht bloßstellen. Hier sollten wir die "Macher" angreifen und die "einfachen" Teilnehmer ermutigen, sich künftig uns anzuschließen.“
Quelle: Auszug aus Mail-Antwort Hans-Jürgen Muskulus an Hans-Werner Gebauer
Micah, Haifa
Heißt das, Der Pressesprecher ist nicht allein, sondern sein Vorsitzender teilt diese kruden Ansichten.
Hans, Wien
Wie bitte?  das ist der Vorsitzende der LINKEN in Dresden? Und der andere sein Pressesprecher? Haben die überhaupt  nichts gelernt? Wir wissen doch, dass man  Faschismus nur durch eine Einheit aller Nazigegner und Demokraten besiegen kann. Es gibt da keine Guten und Schlechten.
Emily, NY
Von Ralph Giordano habe ich gelernt:
„Die Feinde meiner Feinde sind nicht unbedingt meine Freunde.“
DER CHAT GEHT WEITER ...

Montag, 25. Januar 2010

DAV Kletterzentrum Altplauen

Derzeit läuft der Abbruch des ehemaligen Getreidespeichers in Altplauen.
Nachdem der geplante Ausbau zu einem Kletterzentrum wegen Wegfall von ERFE-Fördermitteln nicht realisiert werden konnte, soll nun auf dem Gelände eine neue Kletterhalle entstehen.
Die Idee des Projektes „DAV - Kletterzentrum“ wurde initiiert durch die drei Dresdner Sektionen des Deutschen Alpenvereins, die die Kletterhalle auch betreiben wollen.

www.alpenverein-dresden.de


Projekte auf dem zweiten Arbeitsmarkt - Wie Phönix aus der Asche?

Am 20.01.2010 hatte der Betriebsrat der „Qualifizierungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft Dresden mbH“ (QAD) zur öffentlichen Betriebsversammlung eingeladen. Thema war vor allem die aktuelle Lage der QAD.

Der Betriebsrat informierte u.a. über Mitarbeiterzahlen. So waren im September 2009 bei der QAD 513 Mitarbeiter angestellt. Davon 90 mit unbefristetem Arbeitsvertrag, die anderen auf die eine oder andere Art befristet. Dazu kommen 358 Beschäftigte ohne Arbeitsvertrag. Beschäftigte ohne Arbeitsvertrag sind normalerweise Schwarzarbeiter. Hier sind damit 1-Euro-Jobber und Jugendliche in Maßnahmen gemeint.

Der Einladung zum öffentlichen Teil der Betriebsversammlung waren ca. 36 Mitarbeiter gefolgt. Das ist wenig, aber wohl zu erklären. Woher sollen Motivation und Interesse an der weiteren Entwicklung der QAD bei Beschäftigten kommen, deren befristeter Vertrag ausläuft oder deren Arbeitsgelegenheit oder 1-Euro-Job demnächst sowieso endet? Und ein Großteil der fest Angestellten ist froh, ihren Job zu haben und vermeidet es aus Angst um den Arbeitsplatz, irgendwie aufzufallen.

Seit längerem ist eine Unternehmensberatung im Hause und erarbeitet im Auftrag der Stadt Dresden als Gesellschafter ein Sanierungskonzept für das angeschlagene Unternehmen. Dieses soll nun zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 27.01.10 vorgestellt werden. Geschäftsführer Herr Beine, der als Gast der Versammlung beiwohnte, schätzte ein, dass die Stadt Dresden dann ca. 4 Wochen braucht, um das Konzept aufzuarbeiten. Nach weiteren 4 Wochen könne die Phase der Umsetzung beginnen.

Aussagen darüber, welche Projekte im neuen Konzept noch, in einer anderen Form oder gar nicht mehr vorkommen, können noch nicht getroffen werden. Das hängt letztendlich von den Entscheidungen des Aufsichtsrates und der Stadt Dresden ab. Damit konnten auch die Fragen von Teilnehmern, welche Rolle im neuen Konzept Qualitätswerte wie Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterbeteiligung spielen, nicht beantwortet werden. Es wurde angemahnt daran zu denken, dass Projektmitarbeiter nicht beliebig austauschbar sind und sich die Verkürzung von Projekten negativ auswirken wird. Restrukturierungsmaßnahmen dürften nicht zu Abstrichen an der Qualität der Arbeit führen.

Probleme gibt es derzeit vor allem in Projekten für Jugendliche. So ist im Jobladen eine Beraterstelle noch unbesetzt und bei „Mc Mampf“ fehlt es an einem Anleiter, so das die Jugendlichen das bei QAD-Mitarbeitern sehr beliebte Angebot in dieser internen Kantine nur noch sehr beschränkt aufrechterhalten können und dadurch auch nicht das erlernen können was eigentlich vorgesehen ist.


Der Betriebsrat gab seiner Hoffnung Ausdruck, das die QAD wie Phönix aus der Asche ersteigen würde, wenn nur alle mitmachen.

Da im Laufe der Diskussion erwähnt wurde, das es Stadträte geben soll, die noch nicht einmal wissen, was die QAD eigentlich ist, müsste es also nun oberste Priorität haben, diese Entscheidungsträger eindringlich darauf aufmerksam zu machen, was es mit diesem Phönix auf sich hat, der derzeit noch im Aschekasten sitzt.

Weitere Infos zur QAD unter
www.qad-dresden.de

Sonntag, 24. Januar 2010

Vorgestellt: Projekt LWBG 2020

Das Problem ist bekannt. Damit eine Volksvertretung auch den Querschnitt durch die ganze Bevölkerung repräsentiert, wird angestrebt, dass auch einfache Leute aus dem Volke für Parteiämter oder Wahlämter (Stadt, Kreis, Land, Bund) kandidieren und sich dieser schwierigen Aufgabe stellen.
Eine Kandidatur, z.B. für ein Oberbürgermeisteramt, darf in unserem Land nicht vom Geldbeutel des Kandidaten abhängen. Damit sie also nicht zur Hürde von einfachen Leuten aus dem Volke wird, ist anzustreben, dass die nominierende Partei mindestens die Kosten für Miete, Zeitungen u.a. übernimmt. Dies alles im Interesse der Erreichung der Ziele der Partei im Kampf für soziale Gerechtigkeit und gegen den Kapitalismus.
Wird der Kandidat dann aber überraschenderweise nicht gewählt, bleibt er mit seinen Problemen noch allzu oft allein. Er muss die Wohnung kündigen, die er ja alleine gar nicht bezahlen kann und sich eine andere Bleibe, zumindest eine Schlafstelle, suchen. Dies ist bekanntermaßen für einen Bürger mit schmalen Geldbeutel gar nicht so einfach.
Hier bietet sich nun das neue Projekt LWBG 2020 an (LWBG = Linken-Wohn-Büro-Gemeinschaft), die Gemeinschaftsbürowohnung als fortschrittlicher Gedanke des gemeinsamen Zusammenlebens der Zukunft. So nutzt man vor allem den Briefkasten gemeinsam. Sollte das Klingelschild zu klein sein, um die Namen aller Bewohner zu erfassen, wird demokratisch ein spezieller Türöffnungs-Verantwortlicher gewählt, der dann seinen Namen neben die Klingel kleben darf.
Das Innere der LWBG 2020 ist von hoher Effizienz geprägt. Jeder interessierte Bürger, der als Besucher die Geschäftsräume der LWBG aufsucht, kann sich von der Zweckmäßigkeit dieses Projekts anschaulich überzeugen. Besonders wird auf die Transparenz aller Entscheidungen und Vorgänge in der LWBG großer Wert gelegt. Die einzelnen Wohnräume sind praktisch und dekorativ in die Geschäftsräume integriert, was auch die effektive Arbeit zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich macht. Vieles lässt sich gleich im kleinen Kreis klären. So stößt auch die Organisation von spontanen Aktionen (Streik, Demo, Kundgebung) auf kein Hindernis.

Zu Risiken und Nebenwirkungen:
LWBG 2020 und ARGE (Behörde zur Verwaltung von Harz-IV-Empfängern).
Das Projekt ist nur bedingt ARGE tauglich.
Hartz-IV-Empfänger, die mit den rechtlichen Regelungen und Unterschieden von Bedarfsgemeinschaft, Wohngemeinschaft und Haushaltsgemeinschaft sicher vertraut sind und einen guten Anwalt kennen, können den Versuch wagen, sich an einem Projekt LWBG 2020 zu beteiligen.
Allen anderen Hartz-IV-Empfängern muss ausdrücklich von einer Beteiligung abgeraten werden.
Als Gäste sind sie selbstverständlich jederzeit in einer LWBG 2020 willkommen.
LWBG 2020 und Haustyp
Probleme kann es bei Spaltung der LWBG geben. Während es z.B. beim Typ Jugendstilvilla meistens 2 Toiletten, 2 Bäder und 2 Haustüren (Haupteingang und Dienstboteneingang) gibt, und somit bei einer Spaltung nur gerecht geteilt werden muss, kann eine Spaltung beim Typ Plattenbau sogar bis zum Auszug von Minderheiten führen.
LWBG 2020 und Verwechslungsgefahr
Bei der Beschriftung des Briefkasten einer LWBG 2020 sollte man unbedingt auf eine ästhetische Gestaltung achten. Ansonsten könnte der Eindruck einer Briefkastenfirma entstehen.



Hinweis: Diese Briefkastenbeschriftung wurde am 03.02.2010 geändert. So wurde u.a. das Schild von Dr. Klaus Sühl entfernt.

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